Mit viel Liebe zum Menschen

Dass Kunst zunehmend auch als dokumentarisch-kommentierend verstanden wird, zeigt sich an den Arbeiten des 1964 geborenen Mehmet Emir besonders gut. Hier sind technisch sehr gut gemachte aber stets um das Motiv, sprich den portraitierten Menschen und weniger um die Form bemühte Fotografien zu sehen. Bilder von Menschen, die ein Leben leben, das uns westlich urban geprägten archaisch und fremd vorkommt. Besonders bezeichnend ist hier, dass einige der portraitierten Personen über 30 Jahre hinweg die selbe Kleidung zu tragen scheinen. Und bis auf etwas mehr Falten und weniger Haare, scheinen sich auch sonst manche – der in den 1980er Jahren und dann wieder 2015/16 portraitierten – Menschen kaum verändert zu haben.

Das besondere an dieser Ausstellung ist aber, dass hier nicht ein „westlicher” Tourist exotische Menschen beobachtet, sondern ein völlig selbstverständliches – wenn man so will normales – Verhältnis zwischen den Fotografierten und dem Fotografen zu herrschen scheint. Diese Schau bietet die einmalige Gelegenheit einen liebevollen aber nicht verklärenden, einen respektvollen aber nicht distanzierten Blick auf einige jener Menschen zu werfen, die dort leben wo auch der ambitionierteste Weltreisende wohl kaum jemals hinkommt. Nicht weil diese Orte zu entlegen wären oder zu gefährlich, sondern schlicht weil sie die Blinden Flecken unseres kollektiven Bewusstseins darstellen, weil sie die Heimat jener Menschen sind die in unserer Gesellschaft, zwar als Arbeitskräfte unentbehrlich sind aber dennoch keine Stimme haben.

In diesem Sinne ist es eine wichtige und auch sehr spannende Ausstellung, die uns weit mehr als schöne Bilder zu zeigen vermag. Denn im Idealfall sehen wir die Eltern, Brüder und Schwestern, die Onkel und Tanten jener Mitmenschen, die schon viel zu lange hier leben um als GastarbeiterInnen bezeichnet werden zu können.

Mehmet Emir – Viele Jahre
8.7. bis 25.8.2016
Startgalerie im MUSA
Öffnungszeiten: Di, Mi, Fr 11-18, Do 11-20, Sa 11-16 h